Bezirksgericht_Floridsdorf Bezirksgericht Floridsdorf
Handelsgericht_Wien_im_CityTower
Hundertwasserhaus
Studenten_R_105
Vor_dem_Justizbildungszentrum
Wiener_Prater
Montag, 20.09.2010

 

Nach einer kurzen Nacht für alle Beteiligten, fanden wir uns also am Montag Morgen um 4:30 Uhr am Flughafen Düsseldorf wieder.

Die Wiedersehensfreude war groß, da wir uns teilweise schon seit einigen Monaten nicht mehr gesehen hatten.

Nachdem wir alle mehr oder weniger angezogen, aber am Ende doch erfolgreich durch die Sicherheitskontrollen gekommen waren, ohne als Terroristen entlarvt worden zu sein, stiegen wir in die Air Berlin Maschine, die uns nach Wien fliegen sollte.

Der Flug war ruhig und während draußen ein neuer Tag zum Leben erwacht war, landeten wir pünktlich um 7:40 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Zum Glück waren auch alle Koffer heile in Wien angekommen und so konnten wir uns vom Flughafen aus mit der Straßenbahn auf den Weg in Richtung Rotlichtviertel machen, wo unser Hotel lag. Da wir aber noch nicht einchecken konnten, verstauten wir unsere Koffer erst einmal im Hotel und machten uns auf den Weg, die Stadt das erste Mal zu erkunden, bevor wir uns am Nachmittag in der deutschen Botschaft wiederfinden sollten.

 

So führte unser erster Weg durch die U-Bahn zum Stephansplatz, von wo aus wir etwas planlos an der Staatsoper vorbei dem knurrenden Magen zu einem Restaurant folgten.

Da war er nun, der erste Kontakt mit den Einheimischen. Und was sofort bei der ersten Bestellung auffiel war, dass offensichtlich in Österreich nicht hochdeutsch gesprochen wird. So mussten wir uns z.B. erst daran gewöhnen, dass man „das“ Cola bestellt, oder auch, dass „Grüß Gott“ eine genauso gängige Begrüßung ist, wie „Auf Wiederschauen“ zum Abschied gesagt wird.

Wir erfuhren leider erst im späteren Verlauf der Fahrt, dass die Österreicher „Tschüss“ meist nur zu Freunden und guten Bekannten sagen, sodass wir wahrscheinlich einen etwas seltsamen Eindruck hinterlassen haben.

Während wir also unbedarft durch das Botschaftsviertel von Wien schlenderten und noch kurz beim  Schloss Belverdere vorbeigeschaut hatten, entdeckten wir die deutsche Botschaft.

Zwar passt der im 60er Jahre Baustil gehaltene Betonbau optisch nicht ganz ins Bild der schön verzierten Gebäude, die die Botschaften anderer Länder darstellen, aber wir wurden doch äußerst freundlich empfangen.

In der Botschaft trafen wir schließlich auf die anderen beiden Studiengruppen, die ebenfalls eine sonnige Woche in Wien verbringen durften.

Gemeinsam lauschten wir dem Vortrag der deutschen Botschafterin in Österreich, die uns u.a. erklärte, dass ein Botschafter alle drei Jahre in ein anderes Land versetzt wird, woraufhin ein angeregtes Gespräch über die Vor- und Nachteile dieser Versetzungen geführt wurde. Im Innenhof konnten wir dann noch ein Gruppenfoto schießen, bevor wir endlich in unser Hotel einchecken konnten.

 

Dienstag 21.09.2010

 

Am folgenden Tag besuchten wir das Justizzentrum Wien-Mitte. Hier wurden wir sehr freundlich empfangen und von Herrn Szöky, der in Zusammenarbeit mit Ann-Christin Hager das Programm entwickelt hatte, begrüßt.

Zuerst wurde uns ein sehr beeindruckender Vortrag über die ADV in der österreichischen Justiz gehalten, die erheblich fortschrittlicher ist, als die deutsche. So existiert in Österreich beispielsweise bereits im Grundbuch als auch im Firmenbuch (Handelsregister) der elektronische Rechtsverkehr.

D.h., dass der komplette Schriftverkehr der Notare und Anwälte elektronisch geführt wird. Die Datenbank beschränkt sich dabei nicht auf einen bestimmten Teil Österreichs, sondern erstreckt sich über das ganze Land. Auch die Geschwindigkeit, in der die Daten abgerufen werden können, hat uns sehr beeindruckt.

 

Um 10:30 Uhr empfing uns der Präsident des Handelsgerichts Wien, das ebenfalls im City Tower untergebracht ist, in seinem Büro im 24. Stock. In einem angeregten Gespräch wurden Teile der deutschen und der österreichischen Justiz verglichen, und vor allem der Wunsch der Österreicher nach einer eigenen Fachhochschule für die RechtspflegeranwärterInnen geäußert.

Hierbei nehme man sich ein Beispiel an dem deutschen System und hoffe, dass sich in den nächsten Jahren eine ähnlich Institution in Österreich durchsetzen kann. Auch am Dienstag war das Wetter in Wien wunderschön, sodass man einen perfekten Blick über die komplette Stadt hatte.

Und dann ging es mit einem Vortrag über das Firmenbuch in Österreich weiter. Hierbei zeigte uns Herr Szöky ebenfalls die praktische Seite seines Berufs an einem Eintragungsbeispiel.

 

Auch an diesem Tag gab es einige Verwirrung bezüglich einiger Begriffe. So staunten wir erst einmal nicht schlecht, als das Gespräch auf den Exekutions-Rechtspfleger kam. Dabei beschäftigt sich dieser lediglich mit der Zwangsvollstreckung und hat nichts mit der seit Jahren gleich bleibenden Zahl an Verlassenschaftssachen (auf deutsch: Nachlasssachen) zu tun.

 

Zum Mittagessen im Justizzentrum hatte uns die Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs eingeladen, wo wir aus mehreren Menüs wählen konnten.

Nach dem Essen ging es mit einem Vortrag über das Grundbuch in Österreich weiter. Auch hier waren wir sehr beeindruckt, in welcher Geschwindigkeit die Daten aus ganz Österreich abgerufen werden können.

 

Nachdem wir uns von den Referenten verabschiedet hatten, teilte sich die Gruppe auf und ging unterschiedliche Wege. Dabei fand sich eine Gruppe auf dem berühmten Wiener Prater wieder. Hier waren starke Nerven gefragt, weil ein „Ausflug“ im mit 117 Metern welthöchsten Kettenkarussell anstand. Immer noch verwöhnte uns das Wetter mit strahlendem Sonnenschein, sodass wir einen wundervollen Eindruck von „Wien von oben“ bekamen.

 

Mittwoch, 22.09.2010

 

Am folgenden Tag fuhren wir mit der S-Bahn nach Schwechat in das Justizbildungszentrum, in dem die österreichischen Rechtspfleger den theoretischen Teil der Ausbildung absolvieren.

Bei dem Gebäude handelt es sich um ein etwa 1900 erbautes Schloss, das ein Bierbrauer in pompöser Weise errichten ließ. Neben dem alten Gebäude wurde ebenfalls ein Gästehaus gebaut, in dem die Anwärter untergebracht werden.

Die österreichische Ausbildung zum Rechtspfleger unterscheidet sich jedoch sehr stark von der deutschen, da die Anwärter kein Universalstudium absolvieren, sondern nach einem allgemeinen Vorstudium auf die vier Sparten Exekution, Außerstreitigkeit, Firmenbuch und Grundbuch aufgeteilt werden und dementsprechend nur in den jeweiligen Sparten ausgebildet werden. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und ist in dem jeweiligen Gebiet sehr genau, d.h. die Anwärter kennen die meisten in der Praxis auftretenden Probleme bereits. Wenn ein Anwärter noch eine andere Sparte erlernen möchte, muss er diese Sparte komplett neu belegen und eine weitere zweijährige Ausbildung hinter sich bringen. Außerdem wird mehr Wert auf die praktische Ausbildung in den Gerichten gelegt. Der theoretische Teil der Ausbildung dauert hier nur 4 Monate.

Auch am Mittwoch wurden wir von der Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs zum Mittagessen eingeladen. An diesem Tag gab es das landestypische Gericht: Wiener Schnitzel mit Pommes.

 

Nach dem Mittagessen fuhren wir wieder in die Stadt zum Bundesministerium für Justiz, wo uns Herr Dr. Paukner einen Vortrag über allgemeine Informationen zur österreichischen Justiz hielt. Dazu bekamen wir ein umfangreiches Hand-out mit vielen kleinen bunten Statistiken.

 

Um 15:30 Uhr endete die Veranstaltung und wir konnten wieder einmal die Stadt unsicher machen. Dazu trennten wir uns wieder und erkundeten zum Teil die Wienerischen Shopping-Meilen, zum Teil die historischen Teile der Stadt. So unternahm ein Teil der Gruppe eine Kutschfahrt, auch Fiaker-Rundfahrt genannt. Auf diese Weise konnte man auf eine ganz neue Art und Weise Eindrücke von den Schönheiten Wiens bekommen.

Später entdeckten wir noch einen kleinen Laden, in dem es sehr viele kleine Spieluhren mit unterschiedlichen Liedern unterschiedlicher Künstler als Melodie gab, die sich als perfektes kleines Mitbringsel erwiesen. Als Souvenirs durften natürlich auch die berühmten Mozartkugeln nicht fehlen.

 

Donnerstag, 23.09.2010

 

Am folgenden Tag fuhren wir zum Bezirksgericht (Amtsgericht) Floridsdorf. Hier wurden uns, nachdem wir uns verlaufen hatten, aber doch noch heile angekommen waren, der Exekutions- und der Außerstreit- Rechtspfleger vorgestellt.

Der Exekutions-Rechtspfleger ist in Österreich für die Zwangsvollstreckung und die Insolvenz zuständig, der Außerstreit-Rechtspfleger für die Nachlasssachen, Betreuungssachen und die restlichen Familiensachen zuständig.

Nach zwei spannenden Vorträgen über die jeweiligen Aufgabengebiete und angeregten Diskussionen über die Unterschiede zwischen den deutschen und den österreichischen Rechtspflegern, mussten wir uns schnell auf den Weg machen, um die U-Bahn in Richtung Oberlandesgericht Wien noch zu erwischen. Zum Glück legten wir eine Punktlandung hin und stiegen noch rechtzeitig in den Zug.

Als wir schließlich durch die Sicherheitskontrollen im Oberlandesgericht Wien geschritten waren, wurden wir in der gewaltigen Eingangshalle von der Justitia in Empfang genommen.

Das Mittagessen konnten wir in der hauseigenen Kantine zu uns nehmen. Dabei hatten wir einen wunderbaren Blick über Wien, weil sich die Kantine im obersten Stockwerk befindet.

 

Um 14:00 Uhr nahm uns schließlich der Vizepräsident des OLG Wien in Empfang.

Außerdem erfuhren wir von einer sehr interessanten Spezialität der österreichischen Winzer, die Sturm genannt wird. Man erklärte uns, es handele sich um eine Art Federweißer, mit dem wir schon auf der Weinfahrt 2009 Bekanntschaft gemacht hatten.

 

Danach wurden wir von Frau Martina Smutny durch die Räumlichkeiten des Oberlandesgerichtes geführt. Dabei sahen wir u.a. einen alten Sitzungssaal und durften sogar einmal auf den Plätzen der Richter und Anwälte Platz nehmen.

Nach der Führung hatten wir dann ab 15:00 Uhr noch etwas Zeit für uns. Wieder teilte sich die Gruppe.

Einige von uns besuchten den Naschmarkt, wo wir es uns nicht nehmen ließen, den oben erwähnten Sturm zu probieren.

Hier wurden dann auch noch die restlichen Souvenirs gekauft und später stand für einen Teil der Gruppe auch noch ein Besuch beim Schloss Schönbrunn an.

 

 

Freitag, 24.09.2010

 

Am Freitag Morgen hatten wir als krönenden Abschluss des Programms einen Termin bei dem Notar Dr. Andreas Klein, der uns erklärte, wie ein Notar arbeitet, vor allem in den Verlassenschaftssachen, die anders als bei uns in Deutschland, der Notar sehr umfangreich vorbereitet, bevor der Rechtspfleger sich überhaupt mit der Akte beschäftigt.

Auch hier wurden wir wieder sehr gastfreundlich mit Getränken und Kuchen empfangen.

Nach der Führung durch sein Büro, das sich im 7. Bezirk der Stadt befindet, verabschiedeten wir uns von Herrn Dr. Klein, ebenso wie von Herrn Szöky, der uns fast jeden Tag begleitet hatte und wirklich sehr interessiert daran war, uns einen bleibenden Eindruck von der österreichischen Rechtspflege zu vermitteln. Es ist ihm gelungen.

Hier ein herzliches Dankeschön an Herrn Szöky und an Ann-Christin Hager für die tolle Organisation der Fahrt.

 

Nach einem weiteren freien Nachmittag, den wir beim weltberühmten Hundertwasserhaus verbrachten, trafen wir uns alle um 17:30 Uhr wieder im Hotel, wo wir unsere Koffer abholten, um uns auf den Heimweg zu machen. Mit der S-Bahn fuhren wir in Richtung Flughafen, nicht ahnend, was uns noch erwartete.