Im Rahmen der Plakatausstellung "Die Mauer - Eine Grenze durch Deutschland" wurde am 30. Oktober 2012 an der Fachhochschule für Rechtspflege Nordrhein-Westfalen ein Veranstaltungstag mit Filmen und Vorträgen durchgeführt.

Der Tag begann mit der Aufführung des mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilms "Gesicht zur Wand" von Stefan Weinert. In diesem sehr intensiven und berührenden Film erzählen fünf Menschen von ihren persönlichen Erfahrungen nach gescheiterten Fluchtversuchen aus der DDR, in der Untersuchungshaft und Strafhaft.

Sodann referierte Dr. Reinhard Buthmann über den Zugriff des Staatssicherheitsdienstes der DDR auf Studierende und junge Wissenschaftler. Er stellte insbesondere anhand des Beispiels der raumfahrtbegeisterten Jugendarbeitsgruppe KOSMOS (JAGK) dar, wie das MfS Nachwuchswissenschaftler behinderte und ihre Organisationen zersetzte. Herr Dr. Buthmann ist bei dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik beschäftigt und aus der Außenstelle Erfurt angereist.

An den Film "Gesicht zur Wand" knüpfte sodann noch einmal der Zeitzeuge Peter Keup an. Herr Keup, geb. 1958 in Radebeul, berichtete sehr eindrucksvoll von seiner glücklichen Kindheit und Jugend in der DDR, seiner Drangsalierung infolge des Ausreiseantrags seiner Eltern und seinem gescheiterten Fluchtversuch 1981 über die Tschechoslowakei. Nach viermonatiger Untersuchungshaft wurde er wegen "Republikflucht" zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt und schließlich 1982 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.

Der Tag endete mit der Aufführung des Dokumentarfilms "Das kurze Leben des Chris Gueffroy" von Klaus Salge über das Schicksal des letzten Todesopfers an der innerdeutschen Grenze. Chris Geuffroy wurde im Februar 1989, nur neun Monate vor dem Mauerfall, im Alter von 20 Jahren auf der Flucht an der Berliner Mauer erschossen.

Der Veranstaltungstag am 30. Oktober 2012 bildete das letzte Element einer kleinen Veranstaltungsreihe an der Fachhochschule für Rechtspflege Nordrhein-Westfalen zur deutsch-deutschen Geschichte. Durch Filme und Vorträge sowie die Plakatausstellungen "Flix: Da war mal was …“ und "Die Mauer - eine Grenze durch Deutschland" sollte das Interesse insbesondere der Studierenden geweckt werden, sich mit der jüngeren deutschen Geschichte auseinanderzusetzen.

Die Studierenden der Fachhochschule für Rechtspflege Nordrhein-Westfalen sind mittlerweile fast alle nach dem Mauerfall geboren. Ihnen eine Befassung mit dem Thema "SED-Diktatur" anzubieten, rechtfertigt sich aus dem Charakter des Ortes: Als Ausbildungsort künftiger Beamtinnen und Beamte im Justizdienst und Justizvollzugsdienst ist die Fachhochschule für Rechtspflege geradezu prädestiniert für eine vergleichende Auseinandersetzung auch mit Zeiten und Systemen, in denen in eklatanter Weise gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, gegen Grundrechte, Willkürverbot, Wahlfreiheit, Rechtsstaatsprinzip etc., verstoßen wurde. Als Treffpunkt der jüngsten Generation erwachsener Deutscher ist sie schließlich ein Ort, an dem es lohnt, an einer gemeinsamen Erinnerungskultur von Menschen aus Ost und West zu arbeiten.